Gestaltung der Schulanfangsphase
Sage es mir, und ich werde es vergessen.
Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten.
Lass es mich tun, und ich werde es können.
Konfuzius
Das gemeinsame Tun steht nach einer Zeit der Unruhe wieder im Fokus der Schule. So haben wir uns auf den weiten Weg gemacht, vorhandene personelle Ressourcen zielgerichteter zu nutzen, um dabei gemeinsam Prozesse in Gang zu setzen, die die Schulqualität nachhaltig verbessern.
1. Strukturelle Organisation
Momentan (Stand September 2023) gibt es an unserer Schule vier 1. und zwei 2. Klassen. Die Schulanfangsphase ist mit Beginn des Schuljahres 2016/17 zum jahrgangsbezogenen Lernen zurückgekehrt. Dieser Entscheidung sind lange Diskussionen innerhalb des Saphteams (Lehrer_innen und Erzieher_innen) vorausgegangen; vor allem vor dem Hintergrund, eine der ersten Schulen Berlins gewesen zu sein, die jahrgangsübergreifendes Lernen als Chance für die Unterrichtsgestaltung im Hinblick auf Differenzierung aufgefasst hatte.
Erstes Fazit des Saphteams:
Alle Kinder kommen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in die Schule. Formen individualisierten Lernens sind daher auch in jahrgangsbezogenen Lerngruppen selbstverständlich und werden weiterhin in der Saph vorangetrieben und ausgebaut, da sie als wesentliche Voraussetzung für gelingenden Unterricht und die Gestaltung des Ganztags verstanden werden.
Weitere tragende Erwägungen des Saphteams:
- Ein festes Bezugssystem Lehrer_in/Erzieher/in über drei Jahre für die Schüler_innen zu schaffen
- Damit verbunden nur einen Klassenlehrer_innenwechsel in sechs Jahren für die Schüler_innen
- Teamstrukturen innerhalb der Klassen zu festigen ohne jährlichen Schüler_innenzuwachs durch die Einschulung
Ausgehend von den Empfehlungen der Saph unterstützte die GK (Gesamtkonferenz) die Rückkehr zu jahrgangsbezogenen Klassen und wurde in ihrer Empfehlung einstimmig mit dem entsprechenden Schulkonferenzbeschluss bestätigt.
Verbunden mit der Rückkehr zu jahrgangsbezogenen Lerngruppen war eine auf die gesamte Schule bezogene Ausdehnung des bisherigen zweijährigen Klassenleiter_innensystems auf nun drei Jahre. Diese Entscheidung beeinflusste die Organisations- sowie Personalentwicklung der gesamten Schule.
2. Inhaltliche Gestaltung
2.1.1 Zusammenarbeit im Ganztag (Stand 2016 – in Überarbeitung)
In jeder Klasse gibt es ein festes Tandem bestehend aus Klassenlehrer_in und Bezugserzieher_in. Für gemeinsame Absprachen und Koordinierungen steht wöchentlich eine zeitlich festgelegte Besprechungsstunde zur Verfügung, an der bei Bedarf auch die Integrationserzieher_innen teilnehmen. Die Bezugserzieher_innen der einzelnen Klassen begleiten und unterstützen mit 10 Stunden pro Woche den Unterricht. Zwei Stunden sind im Zuge der Rhythmisierung als Teilungsstunden ausgewiesen. Einzelne Schüler_innen werden im Rahmen des Sozialen Lernens zu festen Zeiten von der Schulstation begleitet, die im kontinuierlichen Austausch mit den Klassenlehrer_innen steht. Eine Motopädagogin unterstützt unsere Kinder nachhaltig im Ausbau der Psychomotorik.
Im Abstand von ca. 8 – 10 Wochen finden „große Saphteamsitzungen“ statt, auf denen gemeinsame Absprachen bezüglich der Planung und Gestaltung der Schulanfangsphase getroffen werden. Zu diesen Treffen gehören auch die Sonderpädagoginnen, die Schulstation und Integrationserzieher_innen, die in der Saph arbeiten. Innerhalb des Saph-Teams gibt es seit 2016 drei Kolleginnen, die ETEP-zertifiziert sind, von deren erworbenen Kompetenzen im Umgang mit Schüler_innen mit Schwierigkeiten wir durchgängiger profitieren sollten.
Im ersten Halbjahr 2016/17 wurde gemeinsam ein erster Leitfaden erarbeitet, der Absprachen in der Saph dokumentiert und regelmäßig erweitert bzw. überarbeitet werden soll (siehe Anhang).
2.1.2 Kollegiale Unterrichtshospitationen (KUQS) (Stand 2016 – in Überarbeitung)
Zu Beginn des 2. Halbjahres 2017 haben wir zur Stärkung der Qualität unserer Unterrichtsgestaltung kollegiale Unterrichtshospitationen beschlossen. Die Teambildung ist abgeschlossen und die Durchführung startet Ende März.
(siehe Entwicklungsvorhaben)
2.2 Individuellere Förderung in jahrgangsbezogenen Lerngruppen
2.2.1 Temporäre Lerngruppen (Stand 2016 – in Überarbeitung)
Um den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schüler_innen gerecht zu werden, finden seit dem Halbjahr 2017 temporäre Lerngruppen statt, in denen der individuelle Leistungsstand leistungsschwacher als auch starker Schüler_innen gefördert wird. Die Rückmeldung an die Fachlehrer_innen erfolgt umgehend und kann im Unterricht berücksichtigt werden. Die Förderung der leistungsstarken Schüler_innen muss zielgerichteter ausgebaut werden und wird im Zuge der Erarbeitung des SchiC thematisiert. Für die Kinder, die aus den Deutschlernklassen in die Regelklassen integriert wurden, finden täglich Brückenkurse statt, um ihnen den Übergang in den Regelunterricht zu erleichtern.
2.2.2 Wege des Lernens (Stand 2023 – in Überarbeitung)
Alle Klassen der Saph arbeiten mit dem System der Lernwege, bei dem jedes Kind in seinem individuellen Tempo und je nach Leistungsvermögen unterstützt wird. Nach gemeinsamer Absprache arbeiten alle Kinder der Saph im Lernbereich Mathematik mit dem gleichen Lehrwerk (Lernen und Denken); im Lernbereich Deutsch haben wir uns auf eine gemeinsame Vorgehensweise hinsichtlich der Schulung der phonologischen Bewusstheit durch die Karibu-Anlauttabellen verständigt. Das vieldiskutierte Prinzip des Schreibens nach Gehör dient als eine der Grundlagen des Erlangens der phonologischen Bewusstheit und wird durch die kontinuierliche Anbahnung weiterer Rechtschreibstrategien ergänzt.
Das Vorhaben, einzelne Lernschritte und zu erreichende Kompetenzen in Form eines visualisierten Lernweges transparent zu machen, wurde auf einer Saphkonferenz vorgestellt und könnte nach weiteren Absprachen im Unterricht verankert werden. Die vorgestellte Möglichkeit Lerngespräche mit individuellen Zielvereinbarungen durchzuführen muss noch erprobt werden sowie ein zeitlich angemessener Rahmen dafür gefunden werden.
2.2.3 Lernstandserhebungen (Stand 2023)
Innerhalb der ersten zwei Monate nach der Einschulung wird Laube als LauBe bei den Schulanfänger_innen eingesetzt. In allen weiteren Jahrgängen kommt IleAPlus zum Einsatz.
2.2.4 Indikatoren Zeugnis (Stand 2023)
Die Saph hat sich auf das Erteilen eines Indikatorenzeugnisses am Ende der Klassen 1 und 2 geeinigt.
2.2.5 Lernwerkstatt „MINT für Anfänger“ (in Überarbeitung)
Im Stundenplan der 2. Klassen sind 2 Stunden pro Woche für den Besuch unserer 2014 errichteten Forscher-Lernwerkstatt vorgesehen. Jeweils eine halbe Klasse forscht und experimentiert unter Anleitung einer Kollegin dort, um das mathematisch-naturwissenschaftliche Interesse ergänzend zum Sach- und Mathematikunterricht zu fördern.
2.2.6 Übergänge innerhalb der Schule gestalten
Gegen Ende des Schuljahres wurden die 2. Klassen von den Lehrer_innen und Erzieher_innen der zukünftigen 3. Klassen besucht, um sich über die soziale Zusammensetzung, die Arbeitsmethoden sowie den Leistungsstand der zukünftigen 3.-Klässler auszutauschen. Dieses Prinzip wird auch bei der 3-jährigen Klassenleitung beibehalten werden.
2.3 Sprachbildung
In Kooperation mit der Bürgerstiftung wird jede Klasse durch eine Lesepatin unterstützt, die einmal in der Woche mit einzelnen Kindern liest. Das Zusammentreffen unterschiedlicher Generationen in der Schule stellt nicht nur eine Öffnung in den Sozialraum dar, sondern fördert insbesondere die Sprachbildung der Kinder. In diesem Zusammenhang kommt auch das „Bilderbuchkino“ in der 2014/15 neu aufgebauten, schuleigenen Bücherei zum Einsatz. Bilderbücher schaffen vielfältige Sprechanlässe. Per Smartboard werden die tragenden Bilder eines Buches auf die Leinwand projiziert, im Gespräch mit den Kindern wird der Inhalt erschlossen, die Kreativität angeregt, der aktive als auch passive Wortschatz in der Auseinandersetzung mit dem Inhalt ausgebaut und erste Leseerfahrungen intensiviert. Auch hier werden wir durch eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Bürgerstiftung unterstützt. Um die Sprachbildung sowie die Leseförderung auch im Regelunterricht zu intensivieren, findet am Ende des Schuljahres 2016/17 eine interne Fortbildung für alle Lehrer- und Erzieher_innen der Saph statt (siehe Sprachbildung auch 2.5.2).
2.4 Elternarbeit
Der Schultag beginnt um 7:50 Uhr mit der Begrüßung der Schüler_innen und deren Eltern. Die Eltern dürfen die Kinder der Saph bewusst bis vor die Klassentür begleiten, um die Elternbindung an die Schule zu festigen. Diese kurzen Tür-und-Angel-Gespräche ermöglichen es uns, jeden Tag mit den Eltern in Austausch über ihre Kinder zu treten und einen vertrauensvollen, wertschätzenden Umgang miteinander zu fördern. Bestimmte Stimmungslagen oder eventuelle Probleme lassen sich oft bereits vor Unterrichtsbeginn lösen oder können im Verlauf des Schultags berücksichtigt werden. Eltern werden somit auch in die täglichen Rituale der Saph miteinbezogen. Als kleine Kiezschule handhaben wir Elterngespräche flexibel und führen mit Eltern auch zeitintensive Gespräche. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Bezugserzieherinnen können Probleme, aber auch Erfolgserlebnisse der Kinder, die sich im Laufe des Schultages ergeben haben, am gleichen Tag an die Eltern rückgemeldet werden.
2.5 Kooperationen
2.5.1 Kita
Unsere Schule kooperiert mit der Kita INA in der Steinmetzstraße und ist im regen Austausch mit der Kita Hochkirchstraße. Die Kinder der Maxigruppen der Kita INA verfügen über Neumark-Büchereiausweise, mit denen sie sich jederzeit aus unserer Bücherei Bücher ausleihen können. In regelmäßigen Abständen werden die Maxis gemeinsam mit unseren Kindern der Saph zum Bilderbuchkino eingeladen. Gemeinsame Leseprojekte und der Besuch von Kitagruppen im Unterricht fördern die Zusammenarbeit und machen die zukünftigen Schulanfänger_innen mit unserer Schule vertraut. Im Verlauf des letzten Schuljahres sowie zu Beginn des Schuljahres 2016/17 haben wir verstärkt mit den Kitaleitungen Info-Elternabende für Schulanfängereltern in beiden Kitas sowie in unserer Schule durchgeführt.
2.5.2 FörMig und Futurum
Aus der Kooperation mit Futurum ist vor Jahren das Projekt Umweltdetektive entstanden, bei dem eine Naturpädagogin mit unseren Klassen an außerschulischen Lernorten in der Natur forscht, um die Umwelterfahrungen unserer Schüler_innen zu erweitern. Eine kurze interne Fortbildung zur Umsetzung des Scaffolding im Sachunterricht fand bereits im Jahr 2013, initiiert durch FörMig, statt. Aufgrund der geänderten Personalsituation und im Zuge der Erarbeitung des SchiC wird die Erarbeitung von Methoden eines sprachsensibleren Unterrichts unter Berücksichtigung des Scaffolding ein Entwicklungspunkt im Schuljahr 2017/18 sein.
3. Prozessorientierte Entwicklungsschwerpunkte in den kommenden zwei Jahren
3.1. Ausbau von weiteren Differenzierungsmöglichkeiten im Unterricht
- Austausch über Qualitätsmerkmale von Unterricht durch KUQS
- Gemeinsame Erarbeitung von Unterrichtsvorhaben
- Abstimmung einheitlicher Methoden selbstständigen Lernens
3.2. Implementierung eines sprachsensibleren Unterrichts
- externe Fortbildungen zum Scaffolding
- Interne Fortbildung zum Bilderbuchkino und Implementierung im Ganztag
- Weiterschreibung des SchiC
- Gemeinsame Erarbeitung von Unterrichtsvorhaben
3.3. Einbezug der sozialstrukturellen Voraussetzungen
- Interne Fortbildung durch ETEP-Kolleginnen
- Festschreibung einheitlicher Vorgehensweisen
- Intensivierung der Elternarbeit durch Themenelternabende
Ausblick: Auszug aus dem Arbeitsalltag in der Saph
Eine 2. Klasse setzt sich mit der selbstständigeren Erarbeitung von Arbeitsaufträgen auseinander. Meldung eines Schülers:
„Sollen wir in der 3. Klasse auch so viel denken?“
Diese Information können Sie hier als PDF herunterladen.
Leben und Lernen in der SAPh
So lernen und leben wir in den Klassen 1 – 3:
Gemeinsame Absprachen, Stand Juni 2018
- Feste Frühstückszeiten im Klassenraum
Alle Klassen haben zwei feste Frühstückszeiten. Wir frühstücken jeweils zum Unterrichtsbeginn von 8.00 bis 8.10 Uhr und nach der ersten großen Pause von 10.00 bis 10.10 Uhr. Wir frühstücken in Ruhe am Platz. Unsere Frühstückszeiten sind an der Tafel visualisiert. Wir unterstützen und fördern ein gesundes zuckerfreies Frühstück. - Unsere Kloregel
In den meisten Klassen gehen die Schüler_innen einzeln auf die Toilette. Kinder, die noch sehr schüchtern sind, bekommen eine Patin oder einen Paten. Wir gehen in jeder Klasse leise und langsam auf die Toilette. Wir achten dabei auf die Zeit. In allen Klassen hängen Signalschilder, die visualisieren, ob die Toilette bereits besetzt ist. - Wir sind Wasserklassen.
Auf dem Weg zur „Gesunden Schule“ trinken wir Wasser. Die Wasserflaschen haben in oder neben der Schultasche einen festen Platz. Wir machen regelmäßige Trinkpausen. - Wir sind eine zuckerfreie Schule. Ausnahmen werden den Schüler_innen mitgeteilt (bspw. Geburtstage, Ausflüge, Feste).
- Wir tragen das ganze Jahr über Hausschuhe,
damit unsere Schulräume sauber bleiben und wir auch auf dem Boden arbeiten können. Unsere Schuhe stellen wir unter unser Namensschild ins Regal. - Jede Klasse hat ein eigenes akustisches Signal
(Gong, Triangel, Klangschale), das zum Ruhigwerden und Aufmerksam-Sein auffordert. Es hat sich bewährt, zum Aufräumen ein anderes Signal einzusetzen. - Wir bemühen uns immer, Anliegen und Arbeitsaufträge motivierend und positiv zu formulieren.
- Unser Tagesablauf findet sich visualisiert im Klassenraum.
- Wenn Klassen aufgeteilt werden, achten wir darauf, die Kinder mit ausreichend Arbeitsmaterial auszustatten.
- Wir helfen uns kollegial aus, wenn einzelne Kinder eine Auszeit oder einen anderen Wirkungsraum brauchen.
- Wir schaffen verlässliche Übergabezeiten in denen die einzelnen Klassen gemeinsam von den LehrerInnen den ErzieherInnen übergeben werden.
- Wir schaffen gemeinsame Morgen- und Abschiedsrituale.
- Wir erarbeiten gemeinsam mit den Kindern Teamregeln und achten konsequent auf deren Einhaltung.
- Wir sind immer verantwortlich und sehen hin! Viele Augen sehen mehr als 2!
Download der Informationen: